Flaschenkinder

Damit das erfrischende Nass zur Kraftentfaltung beitragen kann, muss es erst einmal an den Tatort gebracht werden. Das erledigen die "Nozzles", also die Injektoren, von welchen N2O und Sprit vermischt und in den Ansaugschlund ejakuliert werden. Blöderweise hat kaum ein Serienhersteller passende Einbaustellen ab Werk vorgesehen, so dass hier selbst Hand angelegt werden muss. Irgendwas ist halt immer.

Die Schwierigkeit beginnt mit der Suche nach einer geeigneten Stelle. Diese kann nämlich nicht völlig willkürlich gewählt werden, sondern muss sich ein paar elementaren Parametern beugen. Bei nassen Systemen wie dem unseren muss die Platzierung jenseits der Drosselklappen liegen. Das Gemisch sollte möglichst zentral in den Kanal wandern und darf nicht gegen Seitenwände gesprayt werden. Zudem muss ausreichend Platz für die Leitungen sein und vorhandene Elemente dürfen nicht beeinträchtigt werden. Da wird die Wahl recht eng – im wahrsten Sinne des Wortes. Bei älteren Vergasermodellen können die Injektoren meist einfach in den Ansauggummis platziert werden – das fällt bei der Triumph jedoch aus, wegen geht nicht. Als Montageort kommt nur das Drosselklappengehäuse in Frage. Und auch dort taugt nur die dem Ventildeckel zugewandte Seite was, denn auf der anderen eingebracht, würden die Injektoren die Klappen am Öffnen hindern. Und wenn wir eins nicht wollen, dann ist das drosseln.


Kaum Spielraum für Variationen. Dort ungefähr muss der Injektor eingeschraubt werden. Die V-förmig abgehenden Leitungen passen gerade so zwischen den Schläuchen und Kabelsträngen hindurch und reichen bis zur späteren Heimat von Verteilern und Magnetventilen seitlich des Luftfilterkastens. Enge Kiste







Für die Vorbereitung der Klappenkammer habe ich diese ausgebaut. Man kann vorher gar nicht genug messen, denn nachdem das Ding angebohrt wurde, gibt es weder ein Zurück noch die Chance auf Korrekturen – es sein denn, man hält Schweizer-Käse für ein gutes Designvorbild







Nu´ isset zu spät. Die erste Bohrung ist gesetzt und es kamen weder Blut noch Öl. Scheint also ´ne gute Stelle zu sein







Da das System amerikanischer Herkunft ist, braucht man nicht auf metrische Gewinde zu hoffen. Deshalb habe ich mir im Vorfeld einen passenden 3/16" NPT Gewindeschneider besorgt, ansonsten wäre an dieser Stelle schon wieder Schluss. Die Wandstärke des Gehäuses ist dick genug, um einige Gänge des anglophilen Feingewindes einbringen zu können







Sitzt, passt, wackelt und hat Luft. Sieht schon mal gut aus, muss später nur noch funktionieren







Eine Viertelstunde und fünf Bier später sind alle drei Nozzles an Ort und Stelle. Die Drosselklappen werden in ihrer Arbeitsweise nicht beeinträchtigt und auch sonst ist alles wie es soll. Voll toll







So sehen die Einlassventile später die Geschichte. Der Ausgang der Injektoren zielt sauber in Strömungsrichtung Richtung Brennraum. Die Nozzles sind mit etwas Loctite gegen Verdrehen gesichert und abgedichtet







Wieder an Ort und Stelle. Das Drosselklappengehäuse ist komplettiert und zurück in heimischen Gefilden. Die Spritleitungen schmiegen sich haarscharf zwischen Ventildeckel und Kabeldschungel hindurch. Die oberen N2O Samenstränge kollidieren allerdings mit dem Luftfilterkasten und verhindern dessen Montage an der vorgesehenen Stelle







Das war allerdings nicht zu vermeiden und einkalkuliert. Mit einem Heißluftgerät erwärme ich ganz vorsichtig und gleichmäßig den betroffenen Sektor und drücke ihn dann nach innen. Anschließend kommt eine dünne Lage Moosgummi als zusätzlicher Scheuerschutz oben drauf. Nach der Modifikation der vorderen Kastenaufnahme passt der schwarze Karton wieder zwischen Motor und Tank. Die Leitungen des NX-Kits haben nun ausreichend Spielraum und werden nicht abgeknickt







Weiter geht´s am anderen Ende des Systems. Die Flasche muss ans Krad. Ich will das Teil schön plakativ seitlich neben dem Motor verbauen. Dazu habe ich mir einen Halter gehäkelt, der die beiden Zylinderkopfaufnahmen am Rahmen als Ansatzpunkten nutzt. Aus Rundstahl und einer kleinen Platte erwächst so ein Adapter







Jetzt weiß ich endlich, was es mit "Gas ist rechts" auf sich hat! Gut für die Haltungsnote: Zwei stabile Spannschellen (gehören zum NX-Kit) kommen oben und unten an die Trägerplatte...







... und halten den Fünf-Pfünder an Ort und Stelle. Die Flasche bleibt natürlich nicht weiß, sondern wird farblich noch angepasst. Entgegen vielen Buddeln anderer Hersteller ist das NX-Teil übrigens DOT-geprüft, was wichtig ist für die spätere mögliche Legalisierung der Anlage







Damit ich im Betrieb immer weiß wie viel Druck noch auf dem Kessel ist, kommt ein Manometer an den Hals der Flasche. Für den Betrieb nicht zwingend erforderlich – aber geil. Also nichts wie ran damit